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Faire Ausgleichszahlungen für unbezahlte Care-Arbeit in einer Partnerschaft

In einer Partnerschaft gibt es oft Situationen, in denen eine Person mehr Zeit und Energie in Care-Arbeit, wie zum Beispiel die Betreuung der Kinder, investiert als die andere. Dies kann zu finanziellen Einbußen führen, da diejenige Person, die mehr Care-Arbeit leistet, möglicherweise weniger Einkommen hat und dadurch langfristig Nachteile bezüglich des eigenen Finanzlebens erleiden kann. Dies führt zu einer Ungleichheit im finanziellen Beitrag zur Partnerschaft – und genau dort setzt die Ausgleichszahlung an. Wir erklären dir, wie du am besten an die Ausgleichszahlung rangehst und welche Methoden es dafür gibt.

Redaktions-Team | März 27, 2024 4 min
Eine junge Familie geht glücklich an einem sonnigen Tag an einem Waldstück spazieren

Warum sind Ausgleichszahlungen wichtig?

Es ist wichtig zu verstehen, dass Care-Arbeit, insbesondere die Betreuung von Kindern, oft von einer Person übernommen wird, deren Einkommen in dieser Zeitspanne dann geringer ist. Die sogenannte Gender-Care-Gap berechnet den zeitlichen Aufwand, den Frauen und Männer jeweils für Care-Arbeit leisten. Durchschnittlich liegt die Gender-Care-Gap bei 52,4 %. Das bedeutet, dass Frauen im Durchschnitt 52,4 % mehr Zeit für unbezahlte Care-Arbeit aufwenden als Männer. In Stunden umgerechnet leistet die Frau täglich 4 Stunden und 13 Minuten unbezahlte Sorgearbeit. Männer hingegen nur 2 Stunden und 46 Minuten. Schon verrückt, oder? Diese ungleiche Verteilung der Care-Arbeit kann zu erheblichen finanziellen Einbußen führen, was die Gender-Lifetime-Earnings-Gap auch belegt. Hier wird der Unterschied im Erwerbsleben von Männern und Frauen berechnet. Männer verdienen in ihrem Erwerbsleben circa 1,5 Millionen Euro. Frauen hingegen nur circa 830.000 Euro, was ungefähr die Hälfte ist. Diese finanziellen Einbußen können langfristige Auswirkungen auf die finanzielle Unabhängigkeit und Sicherheit haben.

Wie berechnest du Ausgleichszahlungen?

Es gibt keinen pauschalen Ansatz zur Berechnung von Ausgleichszahlungen, da jede Partnerschaft individuell ist und verschiedene Faktoren berücksichtigt werden müssen. Ein möglicher Ansatz besteht darin, die Rentenlücke zu berechnen, die entsteht, wenn eine Person aufgrund von Care-Arbeit weniger in die Rentenversicherung einzahlen kann. Vielleicht hast du bereits einen strukturierten Sparplan und weißt genau, wie viel Geld du monatlich einzahlst. Dann ist die Berechnung der Ausgleichszahlung ziemlich einfach, da du weißt, wie viel Geld du von deinem Partner oder deiner Partnerin bräuchtest. Etwas komplizierter wird es, wenn du deine Rentenlücke erst noch berechnen musst. Dazu kannst du die Differenz zwischen dem zu erwartenden Rentenanspruch und dem tatsächlichen Beitrag während der Zeit der Care-Arbeit berechnen.

Wie sprichst du das Thema am besten an?

Es ist wichtig, das Thema Fairness und Ausgleichszahlung offen und respektvoll anzusprechen. Gehe gut vorbereitet in das Gespräch. Stelle dir dafür folgende Fragen: Was wünsche ich mir von meinem Partner oder meiner Partnerin und wie hoch muss die Ausgleichszahlung sein? Wenn du dich vor dem Gespräch informierst, kannst du am besten kommunizieren, was deine Bedürfnisse und vielleicht auch deine Sorgen sind. Achte auch darauf, dass du die Perspektive deines Gegenübers berücksichtigst, denn nur gemeinsam könnt ihr eine faire Verteilung der Care-Arbeit und eurer finanziellen Ressourcen sicherstellen.

Merke dir also: Gehe vorbereitet in das Gespräch. Sprich das Thema Ausgleichszahlung offen und respektvoll an und berücksichtige auch die Perspektive deines Gegenübers. 

Wie können Ausgleichszahlungen aussehen?

Es gibt verschiedene Methoden, gemeinsam als Paar Ausgleichszahlungen umzusetzen. Ihr müsst euch auch nicht nur für eine Methode entscheiden, sondern die Methoden können so kombiniert werden, dass es optimal für euch passt.

1. Methode: Familieneinkommen und das Drei-Konten-Modell

Wenn euer Kind zur Welt kommt, ist es üblicherweise so, dass eine Person mit dem Baby zu Hause bleibt und die andere Person weiterhin arbeiten geht. Somit fällt das Einkommen der Person weg, die sich zu Hause um das Neugeborene kümmert und viele weitere Care-Arbeiten erledigt. Damit diese Person weiterhin in ihre Rente einzahlen kann, wird das Einkommen der erwerbstätigen Person auf ein gemeinsames Konto Nr. 1 überwiesen. Die Person, die zu Hause bleibt, kann beispielsweise das Kindergeld auch auf dieses Konto einzahlen. Mit diesem Konto werden dann alle Fixkosten bezahlt. Das Geld, das am Ende übrig bleibt, wird dann auf die zwei Privatkonten der beiden Personen, Konto Nr. 2 und Nr. 3, gesplittet. So haben beide Personen noch etwas Geld, das sie für sich privat nutzen können.

Wichtig: Wenn ihr nicht verheiratet seid, müsst ihr auf die sogenannte Schenkungssteuer achten. Schenkungen in einer Partnerschaft sind über 20.000 Euro im Jahr steuerpflichtig. In einer Ehe liegt der Freibetrag für die Schenkungssteuer bei 500.000 Euro im Jahr.

2. Methode: Anpassung der Kosten

Vor der Geburt erhalten beide Elternteile üblicherweise regelmäßiges Einkommen, sodass die Kosten im Haushalt relativ gleich aufgeteilt werden können. Wenn sich das Einkommen einer Person reduziert, können die Kosten entsprechend angepasst werden, indem sie prozentual aufgeteilt werden. Dies kann dazu beitragen, die finanzielle Belastung fair zu verteilen. Diese Methode eignet sich wunderbar dazu, mit anderen Methoden kombiniert zu werden.

3. Methode: Direkte Zahlung der Rentenlücke

Die Person, die weiterhin Einkommen erhält, kann den Betrag, der der Rentenlücke entspricht, direkt an die andere Person überweisen, um die finanzielle Belastung auszugleichen.

4. Methode: Vereinbarungen im Partnerschafts- oder Ehevertrag

Es kann sinnvoll sein, Ausgleichszahlungen und andere Vereinbarungen zur finanziellen Unterstützung in einem Partnerschafts- oder Ehevertrag festzuhalten, um im Falle einer Trennung rechtlich abgesichert zu sein. Natürlich muss neben dem Vertrag auch eine Vereinbarung für das Hier und Jetzt getroffen werden, sodass es zu einer gegenwärtigen Ausgleichszahlung kommt.

Zusammenfassung

Die Ausgleichszahlung kann ein wichtiger Mechanismus sein, um Gleichbehandlung und langfristige finanzielle Sicherheit in einer Partnerschaft zu gewährleisten. Dabei sollten sich beide Partner:innen bewusst sein, dass Care-Arbeit einen wertvollen Beitrag zur Partnerschaft leistet und entsprechend gewürdigt werden sollte. Der erste Schritt zur Ausgleichszahlung ist die Errechnung der Rentenlücke. Die Person, deren Einkommen durch die unbezahlte Care-Arbeit geringer ist, muss die eigene Rentenlücke errechnen. Der zweite Schritt ist die gemeinsame Abstimmung einer Ausgleichszahlung. Ein offener Dialog und gegenseitiges Verständnis sind entscheidend für eine faire und ausgewogene Partnerschaft. Der dritte Schritt ist die Entscheidung für eine der Methoden. Wichtig ist, dass die Methoden gemeinsam festgelegt werden und dass sie für die Partnerschaft funktionieren. Insgesamt ist es essenziell, dass beide Partner:innen Verantwortung übernehmen und aktiv dazu beitragen, eine faire Verteilung von Care-Arbeit und finanziellen Ressourcen in der Partnerschaft sicherzustellen.